kurze theoretische verortung meiner "bildhaften" arbeitsweise
Jede Beratung basiert auf einer Art Konzept. Wir lassen uns in jeder Beratung von unserer Werthaltung, unserem Erfahrungswissen und von Theorien leiten (Kuhn, 2014, S.156). Im folgenden konkretisiere ich meine Ausrichtung an einer bildhaften Beratung auf der Ebene der Beratungsgestaltung.
- Ausschliesslich logische Überlegungen können das Erleben oder Verhalten nicht wirksam verändern. Nachhaltige Veränderung wird durch den Einbezug des (mehrheitlich unbewussten) emotionalen und bildhaften Erfahrungsgedächtnisses begünstigt (vgl. Storch, 2002, S.289). Auf diese Art können häufig auch Klient*innen eigene «vergessene» Ressourcen (wieder-)erkannt werden
- Ich verstehe Beratung als ein an die Klient*innen-Systeme anpassungsfähiges, bewegliches und situativ gestaltbares Angebot. Dies setzt einen spielerischen, flexiblen Umgang mit bildhaften Methoden voraus. Ziel ist einersets Lebendigkeit und andereseits ein guter Kontakt mit den Klient*innen. Unter lebendig verstehe ich nicht leicht. Ein lebendiger Prozess darf mal schnell, mal langsam, mal spielerisch, mal intensiv sein und soll neues Denken anregen.Ich bin dabei verantwortlich für die Leitung und den Rahmen. Die Klient*innen können stets bestimmen, wo es inhaltlich hingehen soll und entscheiden, ob der gegebene Rahmen für sie passt und von Nutzen ist.
- Meine Beratung und ihre Bestandteile sind ein Angebot, das ich den Klient*innen mache. Mit einer klaren Anleitung mit Visualisierungen und Bildhaften Analogien schaffe ich Übersicht, Orientierung und fokussierte Aufmerksamkeit sowohl bezüglich der behandelten Themen wie auch im Beratungsprozess. Eine vorübergehende Fokussierung auf eine Analogie schafft eine Komplexitätsreduktion, auf deren Grundlage die Analyse und die Bearbeitung von Themen vereinfacht werden kann.
- Im Sinne der Orientierung an Wünschen und Bedürfnissen, biete ich den Klient*innen bewusst an, ihre Ziele auf der Haltungsebene zu erforschen sowie in Worte zu fassen. Eine derartige Zielvorstellung beruht auf dem Bewertungssystem des unbewusst arbeitenden bildlichen Erfahrungswissen und kann beispielsweise ein zukünftig angestrebtes Allgemeinbefinden sein (Storch, 2017, S.134-135). So kann ich mit den Klient*innen dort ansetzen, wo es sich für sie am kongruentesten anfühlt und ihre Motivation am grössten ist.
- Mithilfe spielerischer Methoden kann ich den Fokus vom Problem wegnehme, und rege spontane kreative Denkprozesse bei den Klient*innen an, die Spielraum für eine neue Sicht schaffen.
- Ich rege bildhafte Analogien (Vergleiche) auf verschiedenen Sinneskanälen (allen voran visuell und körperlich) an, damit das bildliche und emotionale Erfahrungswissen abgerufen und mit dem Beratungsthema in Verbindung gebracht werden kann. Ich achte mich dabei auf den sorgfältigen Einsatz der Sprache. Mit einem guten Pacing und dem Verbleiben in einer passenden bildhaften Sprache kann ich die Klient*innen dazu einladen, ihre Gedanken mit ihren Erfahrungen, Erlebnissen und den aktuellen Bedürfnissen zu verbinden. Dabei kann nützliches abgespeichertes Erfahrungswissen im Sinne von Ressourcen abgerufen werden.
- Ich gehe unerschrocken auf negative innere Bilder, Konflikte, Widerstände und vermeintlich destruktive Verhaltensmuster ein und mache sie im Beratungsprozess – soweit möglich – nutzbar.
- Ich habe eine Haltung der ergebnisoffenen Neugier. Mit aufrichtigem, wertschätzendem Interesse versuche ich (Denk-)Systeme und Strukturen zu erfassen. Dabei ist mir wichtig, die Bereitschaft zu bewahren, mich als Berater überraschen zu lassen. Dazu passt für mich das Bild der ungerichteten Aufmerksamkeit des staunenden – vielleicht gar verwirrt wirkenden – Inspektors. Anhaltende Offenheit – Allparteilichkeit in Bezug auf Betrachtungsweisen, Vorgehen und Lösungen (dazu Ebbecke-Nohlen, 2015, S. 85) – erreiche ich in der Beratung, indem ich dem Drang nach Interpretationen und Ratschlägen standhalte. Ohne Allianzen mit Personen oder Ideen einzugehen, suche ich mit den Klient*innen nach passenden – an ihr System ankopplungsfähigen – Lösungen.
In seiner Gesamtheit nachvollziehbar beschreibe ich den Bildhaften Beratungsansatz in meinem Fachbuch.
literaturverweise:
- Ebbecke-Nohlen, A. (2015). Einführung in die systemische Supervision (3. Aufl.). Heidelberg: Carl-Auer Verlag GmbH.
- Kuhn, Rolf (2014). Zwischen Komposition und Improvisation – Merkmale, Nutzen und Sinn eines Beratungskonzepts. In I. Melter, E. Kanelutti-Chilas & W. Stifter (Hrsg.). Zukunftsfeld Bildungs- und Berufsberatung III: Wirkung, Nutzen, Sinn (S.155-165). Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag.
- Storch, Maja (2002). Die Bedeutung neurowissenschaftlicher Forschungsansätze für die psychotherapeutische Praxis. Teil I: Theorie. In: Psychotherapie Band 7, Heft 2 (S.281-294) München: CIP-Medien.
- Stoch, Maja (2017). Embodiment im Zürcher Ressourcen Modell (ZRM). In: Storch Maja, Cantieni Benita, Hüther Gerald, Tschacher Wolfgang, Embodiment. Die Wechselwirkung von Körper und Psyche verstehen und nutzen (3. Aufl. S.127-142). Bern: Hogrefe Verlag.